Stuckaturen

Stukkaturen

Mit Stuck bezeichnet man plastische Schmuckformen. Vom gezogenen Profil bis zum frei angetragenen figürlichen Ornament. Stuck ist auch die Bezeichnung für das verwendete Material: ursprünglich ein mit Leimwasser angemachter Gipsmörtel. Das Wort kam im 18. Jahrhundert aus dem Italienischen (stucco), wo es dasselbe bedeutet, zu uns. Stuckarbeiten findet man aber schon im Altertum, zum Beispiel in Ägypten oder Kreta. Auch griechische Tempel waren mit Stuck verziert. Die Römer entwickelten das Reliefieren von Wandflächen mit Stuckprofilen zu beachtlicher Qualität. Die Renaissance entdeckte die alten Techniken von neuem. Barock und Rokoko sind ohne reich stuckierte Ornamentik nicht vorstellbar; das handwerkliche Können der Meister dieser Zeit versetzt uns heute noch in Staunen. Bindemittel waren Gips und gelöschter Kalk, Zuschlagstoffe ausser Sand auch Holzkohle, gehauene Holzlatten, Häcksel und Haare; als Putzträger kannte man Schilfmatten.

Schmuckformen

Mit schmückenden Ornamenten lässt sich die ästhetische Wirkung eines Gebäudes oder eines Raums beträchtlich steigern. Grundvoraussetzung ist jedoch, dass die Massveriältnisse und die Formen des Baus stimmen. Schlecht gelöste Raumverhältnisse lassen ich nachträglich auch nicht durch eine gekonnte Ornamentik in Ordnung bringen. Baukörper und Gebäudezweck müssen im richtigen Verhältnis zueinander und zu den gewählten Schmuckformen stehen. Ein Übermass an schmückenden Zutaten droht eher lächerlich zu wirken. Mit einem richtig detaillierten, gut bemessenen und sauber ausgeführten Gesimsprofil ist häufig weit mehr erreicht als mit grossflächiger, wenig durchdachter Dekoration. Ornamentsformen und Gesimsprofile haben sich immer wieder verändert und sind in bestimmter Form für bestimmte Stilepochen kennzeichnend. Auch im privaten Bereich sollte man darauf achten, dass Raumzweck, Möblierung und Stuckatur zusammenpassen. Farben, Massverhältnisse und dimensionen beinflussen unsere Empfindung.

Stuckdecken

Wie die Gebäudefassade insgesamt oder die Wände von repräsentativen Räumen durch eine plastische Gliederung an ästhetischem Wert und künstlerischem Ausdruck gewinnen können, so lässt sich auch die Decke eines Raums durch Profilierungen und Ornamente schmücken. Die Decke als gut sichtbare geschlossene Fläche eignet sich sogar besonders für solche Zwecke. Bei aller Freude am gestalterischen Ausdruck darf man aber zwei Punkte nicht aus dem Auge verlieren: Die Schmuckformen müssen gut auf den Raum abgestimmt sein, auf seine Grösse, seinen Verwendungszweck und seine Einrichtung. Eine mit Stuck überladene Decke kann drückend und eher störend wirken. Schon einfache, auf geometrischen Verhältnissen basierende Schmuckformen müssen überlegt eingesetzt werden.

Die gestalterischen Mittel reichen vom zurückhaltend profilierten Gesims bis zum komplizierten Gewölbe oder einem frei aufgetragenen figürlichen Ornament. Überall dort, wo wir aus dem eigentlichen Wohnbereich heraustreten, sind gerade in die Decke oft technische Einrichtungen wie Beleuchtung oder Belüftung zu integrieren.

Stuckmarmor

Gipsmörtel lässt sich mit Pigmentfarben fast beliebig einfärben. Durch Schleifen und Polieren kann man damit marmorähnliche Oberflächen von hohem ästhetischen Reiz erzielen. Dabei entsteht keine billige Imitation. Vielmehr gibt diese recht arbeitsintensive Technik dem Künstler wesentlich vielfältigere Mittel an die Hand als Naturstein. Das bezieht sich sowohl auf die Farbabstufungen, die beim Stuckmarmor nach Belieben gewählt werden können, als auch auf die Farbstruktur und die Äderung, bei der das handwerkliche Geschick des Ausführenden von größter Bedeutung ist. Nicht zuletzt lassen sich aus Stuckmarmor grosse Wandflächen und ganze Säulen nahtlos herstellen, für die natürliches Gestein in diesen Dimensionen nicht zur Verfügung steht. Gut gemachter Stuckmarmor ist fast so hart wie natürlicher Marmor. Allerdings ist er nicht wetterfest, kommt also in Innenräumen oder regensicheren Vorräumen zur Anwendung.

Bild: wengerhess.ch

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